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Ich bin wie ein lichtes, offenes Haus. Geschichten kommen zu mir wie freundliche Besucher. Wie Wolken ziehen sie an meinem Haus vorüber, verändern ihre Form, werden größer und verdichten sich, entstehen und wandeln sich.
Meine Hände zeichnen dann die flüchtigen Gebilde auf. Sie fangen sie auf dem Papier ein, diese Wolken aus Worten, die sich fortlaufend verändern. Im Laufe der Jahre sind es viele geworden. Manche Texte haben sich im Laufe der Jahre verändert, andere sind nahezu gleichgeblieben. Manchmal ging auch ein Stück aus einem Text verloren wie ein kleiner Wolken-Wattebausch am Himmel, der sich abtrennte und verflüchtigte. Gelegentlich kam eine kleine Wolke hinzu und verschmolz mit der größeren und bildete ein neues wunderschönes Gebilde.
Diese Art des Schreibens bezeichnete Jiddu Krishnamurti einst als „Denkfühlschreiben“ Um solche Texte und Geschichten zu lesen und zu verstehen, brauchst Du mehr als deinen Verstand.
Ich liebte schon als Kind Geschichten und die Bilder, die sich in ihnen verbargen. Es gab viele Arten von Geschichten. Schon früh erkannte ich jedoch, dass nur wenige Geschichten über sich hinauswiesen und mich größer, weiter, glücklicher machten. Nur diese durften bleiben - in meinem Haus und in meinem Kopf.
Bis ich selbst lesen konnte, las mir meine Mutter allabendlich Märchen vor. Märchen sind wunderbare, magische Geschichten. Sie weisen immer
über sich hinaus, denn sie beinhalten versteckte Wahrheiten. Sie sind Metaphern, enthalten alte Weisheiten, die uns Aspekte unseres eigenen Lebens vor Augen führen.
Wer nicht weiß, wohin wir Menschen unterwegs sind auf dieser Erde, verirrt sich im Dschungel der Geschichten. Dieser Dschungel wurde seit meiner Kindheit immer undurchdringlicher und düsterer. Es gab zunehmend mehr Irrwege als Lichtwege. Die literarischen Irrwege sind jedoch gefährlich. Hast du keine innere Orientierung, so führen sie dich irgendwohin. Sie werden dich niemals retten – und konnten es noch nie. Die weisen Geschichten aber führen dich zur Weisheit und in die Freiheit. Diese fand ich stets außerhalb von Institutionen.
Als junge Erwachsene las ich mich durch philosophische und religiöse Texte. Ich versuchte, im trüben literarischen Sumpf meiner Zeit
etwas herauszufischen, das erhellte und mich weiterführte. Ein innerer Kompass leitete mich durch die Geschichten meiner Zeit und zu sehr alten Geschichten und zu einer Figur, deren metaphorische
Geschichte in meinem eigenen Lebensfilm eine zentrale Rolle spielen sollte.
Heute freue ich mich zu erleben, wie immer mehr Menschen beginnen, diesen, meinen, Momos Weg zu gehen. Wir sind dabei, einen evolutiven Sprung zu meistern. Wir schlüpfen aus dem dunklen Kokon und übernehmen endlich Verantwortung für unsere persönlichen und kollektiven (Alp-)Träume, denn wir gelangen in den Projektionsraum unseres Lebensfilms. Außerhalb der Zeit. Außerhalb dieses spannenden Lebensfilmes. Langsam und stetig vertreiben wir als Momos oder Arjunas Lichtkrieger die Dunkelheit auf dieser Welt, erst innen, dann außen.
Meine Texte und Geschichten sind letztlich Wegweiser in Richtung Nirgendgasse, jene Straße außerhalb der Zeit, für Leser, die diese Straße suchen und betreten möchten … ganz real im wirklichen Leben und auf eigene Faust. Es gibt so viele Wege auf dieser Welt, die uns zu ihr führen und schon immer geführt haben.
Viele Menschen in Europa machen lesend die ersten Schritte, denn wir wollen ja unseren Verstand mitnehmen, auch wenn er dabei in eine andere Rolle hineinwachsen wird. Dieses Leben ist für uns Menschen die erfahrbare Version vieler Metaphern, die auf der Welt existieren.
In Liebe für euch alle, die ihr die ersten Schritte wagt oder diesen Weg schon gefunden habt.
Claudia